Entstehung
Mit großer Wahrscheinlichkeit kann angenommen werden, dass bald nach der Gründung des Benediktinerstiftes Seitenstetten1112 (feierliche Weihe von Kloster und Kirche 1116) die späteren Vögte dieses Stiftes, die Brüder Egino und Alram von Url, Schloß und Kirche von St. Peter wie auch den Ort errichtet haben.??
Dies dürfte in den Jahren 1137-1155 gewesen und darauf zurückzuführen sein, daß sich hier schon zur Römerzeit die Kreuzung zweier wichtiger Straßen befand: der Straße von Steyr nach Aschbach und der Straße von Wallsee nach Weyer.?? Allerdings gibt es über diese Gründung keinerlei schriftliche Quellen, sodaß die historische Forschung auf sog. "Geschichtsreste" wie beispielsweise Mauerreste, Flurgrenzen, Straßenverläufe, Furten, Brücken usw. angewiesen ist.
Ortsname
Die Bezeichnung Au (Augea, Owe, Auwe) ist seit 1120 nachgewiesen, der Name St. Peter ("de Sancto Petro") taucht erstmals 1210 in einer Urkunde des Stiftes Seitenstettenauf. Im 1. Drittel des 13. Jh.s war Otto von Lengbach, Domvogt von Regensburg, der Inhaber der Herrschaft St. Peter.?? Er ordnete an, dass nach seinem Tod das Stift Admont Eigentümer werden soll. Später kam St. Peter dann in das Eigentum der habsburgischen Landesherren, die es jeweils verpfändeten. 1294 wird der erste bekannte Pfarrer mit Namen Chunrad genannt.
Ortswappen
Am 4. September 1574 verlieh Kaiser Maximilian II.dem Markt St. Peter in der Au ein Marktwappen, das einen silbernen Schlüssel auf rotem Schild zeigt.?? Die Originalurkunde ging anläßlich einer Feuersbrunst verloren.?? Die kopiale Überlieferung der Beschreibung des Wappens in den Reichsregisterbüchern (Reichsregisterbücher Maximilian II., Österr. Staatsarchiv) lautet ,,Ein ganz Rotter- oder Rubinfarber Schildt, in demselben aufrecht und die Federn hinderwerts kheert ein Weisser- oder Silberfarber Schlissel, welches Hefft oder Handthab vieregget unnd in jedem Eckhl ein Khoepflein erscheinendt."
Osmanen-Kriege
1529, als Sultan Suleiman II. mit einer Streitmacht von 100.000 Mann Wien belagerte, war Niederösterreich und auch die Gegend von St. Peter den leicht beweglichen Reiterscharen der Osmanen, die "Senger und Brenner" genannt wurden, ausgesetzt.??
Dasselbe gilt für den zweiten Türkensturm 1532 und dann wieder 1683, als Kara Mustafa mit einem großen Heer vor Wien erschien und wiederum kleinere Trupps am rechten Donauufer gegen Westen, diesmal aber nur bis in die Gegend von Amstetten vorrückten.??
Im Jahr 1597 ist?in?St. Peter eine?außergewöhnliche Taufe eingetragen.?? Der damalige protestantische Schloßherr, Wilhelm Seemann von Mangern, ließ von Matthäus Mittenzwey "zween türkische Knaben durch die hl. Tauff dem Reich Christi einverleiben".?? Der eine war ungefähr 10, der andere vielleicht 8 Jahre alt. Diese beiden Kinder waren "Beutestücke" aus den Kämpfen mit den Türken, die sich in Ungarn an der habsburgisch-türkischen Grenze abspielten.
Reformations-Zeit
Etwa 50 Jahre nach Luthers Thesenanschlag 1517 in der Schloßkirche zu Wittenberg hielt? die Reformation ihren Einzug auch in St. Peter?.??
Matthäus Mittenzwey, ein protestantischer Prädikant, führte das heute noch vorhandene damalige Taufbuch von St. Peter.?Die Protestanten behaupteten sich in St. Peter?bis 1628.
In dieser Zeit behalfen sich die Katholiken mit einer Notkirche, die sich im Haus der Schulschwestern, Amstettenerstraße 4, befand. Alsdie Protestanten abzogen, warfen sie einen Silberpokal in das Posthaus (heute Marktplatz 4).?? Dieser Pokal ist heute noch im Besitz der Marktgemeinde St. Peter und wird bei Wahlgängen verwendet.?? Eine Originalurkunde von 1628 berichtet, daß Kirche, Altäre und Friedhof nach Abzug der Protestanten "gereinigt und rekonziliiert" wurden.
Bauernkriege
1596 /97 kam es im westlichen Niederösterreich zu einer Erhebung der Bauern gegen die geistlichen und weltlichen Grundherren. Es waren nicht religiöse Gründe, sondern der Streit um Rechte, Pflichten und Abgaben, der die Untertanen zum Aufstand bewog. Ziel war die Wiederherstellung der alten "Freyheiten und und Gerechtigkeiten" wie sie in den alten Taidingbüchern verzeichnet waren.
In St. Peter standen einander Wilhelm Seemann von Mangern, der die Herrschaft St. Peter 1587 vom habsburgischen Landesherrn gekauft hatte, und der bäuerliche Amtmann Michael Per gegenüber.
Am Lichtmesstag 1597 erstürmten die Bauern das Schloss und?hielten?den Schlossherrn??drei Wochen lang gefangen.?
Der Aufstand endete mit einer Strafexpedition kaiserlicher Truppen unter Generalobrist Morakhsy. Die Anführer des Aufstandes, Michael Per und Wolf Toberleitner, wurden gefangen genommen, in Wien verhört und schließlich in St. Peter hingerichtet.
Als Sühne mussten alle männlichen Untertanen jährlich am Lichtmesstag mit weißen Stäben in den Händen vor dem Schloss erscheinen und dem Schlossherrn ein vergoldetes Schwert überreichen.
Diese Form der Abbitte wurde erst mit der Bauernbefreiung im Jahre 1848 beendet.
Franzosen-Kriege
In Kriegszeiten hatte die Bevölkerung?immer wieder?unter Einquartierungen, Proviantleistungen?und Plünderungen zu leiden.
Die Zeit Napoleons war für die Bewohner des Ortes besonders hart. Im dritten Koalitionskrieg überschitten die französischen Soldaten die Ennsbrücke bei Steyr und?rückten bis in die Gegend von St. Peter vor.
Der Franzosenwald in Seitenstetten erinnert noch heute an diese Zeit.
Weltkriege
Auch die beiden Weltkriege verschonten St. Peter nicht mit Leid und Not.
Das Kriegerdenkmal erinnert an 47 Gefallene und 4 Vermisste im 1. Weltkrieg (1914 - 1918).
1917 mussten drei Glocken für Kriegszwecke zum Einschmelzen abgeliefert werden.?? Auch das Kupferdach des Turmes sollte das gleiche Schicksal erleiden. ? Die Chronik vermerkt jedoch dazu "Es fand jedoch wegen seiner Schönheit und ehrwürdigen Patina Gnade?von jenen Herren, die ihm das Todesurteil sprechen sollten."
Erst 1928 wurden wieder drei neue Glocken geweiht.
Mit dem Einmarsch der deuteschen Truppen und dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 begann für die Kirche? eine Zeit der Einschränkung und Repressalien.?? Vor allem die kirchliche Vereins- und Jugendarbeit wurde stark behindert und schließlich ganz verboten.?? Die seit 1887 von den Schulschwestern geführte Mädchenschule wurde im Herbst 1938 aufgehoben.
Am 12.03.1942 mussten abermals vier Glocken abgeliefert werden, es blieb nur die unter Denkmalschutz stehende Glocke (Ton Fis) aus dem Jahr 1515.
Im?Zweiten Weltkrieg?gab es aus unserem Pfarrbereich ?81?Gefallene ?und 26 Vermisste.
Pfarrer
Franz Egerer (1867 bis 1888)
Während seiner Zeit in St. Peter wurde?die Kirche renoviert und die Einrichtung im neugotischen Stil umgestaltet.
Michael Hofstätter (1888 - 1909)
Er verfasste den Großteil des 1. Bandes der Pfarrchronik. 1909 wurde er Pfarrer in Amstetten.
Albert Weikersdorfer (1909 - 1929)
Sein Hauptaugenmerk galt? der Umgestaltung der Kirche. Er ließ die neugotische Einrichtung entfernen und die Altäre und die Kanzel im Jugendstil anschaffen.
Auch die heutige Orgel (gebaut 1927 von Matthäus Mauracher aus St. Florian) stammt aus seiner Zeit. 1929 kam er als Alumnatsdirektor nach St. Pölten.
Johann Blümelhuber (13.01. - 11.10.1930)
Er war vorher Kooperator in Waidhofen/Ybbs und starb plötzlich im 47. Lebensjahr. Er ist am Ortsfriedhof neben der Kapelle begraben.
Johann Sigmund (01.01.1931 - 31.08.1968)
Vor seiner Zeit in St. Peter war er Domkurat in St. Pölten.
Nach seiner Pensionierung blieb er in St. Peter wohnhaft. Er starb 199o im 94. Lebensjahr und wurde ebenfalls in St. Peter beigesetzt.
Alois Sallinger(01.10.1968 - 01.09.2003)
Er wurde 1928 in St. Valentin/Erla geboren, am 29.6.1953 in St. Pölten zum Priester geweiht und war Kaplan in Dobersberg und Langenlois.
Anton Schuh (seit 07.09.2003)
Geboren am 25.12.1947 in Oberwölbling,? 1973 empfing er die Priesterweihe und war Kaplan in Heiligeneich, Arbesbach, Heidenreichstein und St. Valentin, dann Pfarer in Ertl, Heidenreichstein und Langenlois.
Eine Ausführliche Liste der St.Peterer Pfarrer finden Sie auf Seite stpeterau.info von David Gnedt.
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